Bericht Westfalenpreis Bigge 15./16. Juni

Ganze 10 unerschrockene Finn-Segler nahmen am Wochenende den Kampf um den Westfalenpreis auf den tückischen Wassern des Biggesee’s an. Ich gebe zu, auch ich zögerte, denn meine einzige Erinnerung an dieses Revier geht auf ein total verregnetes nasskaltes Wochenende bei Flaute frierend in der Europe sitzend zurück. Das war auch nach über 30 Jahren noch nicht ganz vergessen.

Es kam ganz anders: am Samstag bescherte uns die Großwetterlage frische, böige, teils ruppige Verhältnisse mit Spitzen bis über 20 kn, so dass einige der ganz Jungen bei den mit uns startenden 75 Lasern schnell an ihre physischen und seglerischen Grenzen stießen. Bei den Finns kamen alle gut und unbeschadet über den Parcours und es wurde im Feld um jeden Platz hart aber fair gekämpft. Die Windwalzen drängten sich in unregelmäßigen Abständen durch das Tal der Bigge, an den umliegenden malerischen Hängen hin- und her reflektiert; dazwischen massive Löcher, die an den Nerven zerrten und kurz aufkeimende Hoffnungen in den einen oder anderen Extremschlag schnell wieder zunichtemachten.

Wie am Schnürchen gezogen zeigte uns Rainer Haacks (GER 111), wie diese Bedingungen zu meistern sind. Direkt nach dem Start fuhr er bei allen drei Läufen am Samstag nicht nur schnell, sondern meist auch genau dahin, wo der nächste Kipper wartete. Kalle Erich (GER 39) machte sich immer wieder ganz bissig auf die Verfolgung und kam das eine oder andere Mal auch noch ganz nah ran – im dritten Lauf kam es zum Fotofinisch; beide lieferten sich sehr schöne Matches; es machte Spaß, das von hinten zu beobachten und man konnte einiges lernen. Rainer kam mit drei Laufsiegen und weißer Weste an Land vor Kalle mit drei zweiten Plätzen. Dahinter war der Kampf um den letzten Podiumsplatz entbrannt. Reiner Heinings (GER 7) musste sich der Attacken der beiden Neueinsteiger und Umsteiger aus der Drachenklasse erwehren; der erste Vorsitzende des gastgeben Vereins YCL Uwe Fernholz (GER 226) und Udo Murek (GER 909) mit dem o.g. traumatischen Bigge-Erlebnis aus der Jugendzeit. Die Reihenfolge änderte sich bei jedem Rennen mehrfach; während Reiner sein Schiff ruhig steuerte konnte ich vor dem Wind das glühend weiße in Uwe’s Augen bei jedem Zug an der Schot auch noch aus der Entfernung ausmachen. Nach drei Wettfahrten lag ich mit einem knappen Pünktchen Vorsprung vor Reiner auf Platz drei. Für Spannung vor der letzten Wettfahrt am Sonntag war jedenfalls gesorgt.

Am Abend hat uns dann der YCL super versorgt (großes Lob und einen herzlichen Dank an Jens und Uwe). Einigen Laser-Seglern waren die Folgen am nächsten Morgen anzusehen.
Der Wind setzte sich am Sonntagmorgen zügig durch und so konnte recht früh unser letzter Lauf bei ca. 5-10 kn gestartet werden. Diesmal ging es vorne deutlich enger zu und ich konnte nach einigen geglückten Schlägen und erfolgreichem Aufspüren der Böen vor dem Wind die Führung bis zur Zielkreuz halten. Der Plan, das jetzt ruhig und konservativ nach Hause zu segeln, war nach der Hälfe der Zielkreuz Makulatur; nach einer „kleinen Unkonzentriertheit“ (objektiv eher grober Schnitzer) waren sie wieder da, der Rainer und der Reiner und es wurde nochmal ganz eng, aber am Ende reichte es zum Laufsieg. So änderte sich in der Gesamtwertung auf den ersten Plätzen nichts mehr: Rainer vor Kalle, Udo, Reiner und Uwe.
Die Sonne war inzwischen durchgekommen und die Bigge zeigte sich von seiner allerbesten Seite. Wir werden wiederkommen und dann finden sich hoffentlich noch mehr unerschrockene Finnisten ein – es lohnt sich.

Udo Murek
GER 909
 

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